Dienstag, 8. November 2011

Neue PISA-Ergebnisse: Eltern brauchen keinen Doktortitel

Von Harald Wilkoszewski 



Mütter und Väter haben es vielleicht schon immer intuitiv gewusst: Der Schulerfolg ihrer Kinder hängt nicht unbedingt davon ab, ob man selbst einen hohen Ausbildungsgrad erreicht hat. Wichtig ist vor allem ein echtes, aktives Interesse am Leben des Nachwuchses.

Um ihre Kinder in der Schule zu unterstützen, müssen Eltern keine promovierten Mathematiker, Germanisten oder Physiker sein. Grundlegende Aktivitäten wie regelmäßiges Vorlesen, Gespräche über die Schulsituation, über Bücher, Filme oder Fernsehprogramme oder auch nur über allgemeine Themen steigern den Schulerfolg von Kindern erheblich.

Dies zeigen neue Ergebnisse des internationalen Programms zur Schülerbewertung PISA, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heute in der Reihe Pisa in Focus veröffentlicht hat: What can parents do to help their children succeed in school? (PDF)
So erzielen Schüler, deren Eltern angaben, während des ersten Grundschuljahres „täglich oder beinahe täglich“ gemeinsam mit ihren Kindern ein Buch gelesen zu haben, im Alter von 15 Jahren deutlich bessere Testergebnisse im Lesen als jene Schüler, deren Eltern „nie oder fast nie“ bzw. „nur ein- bis zweimal pro Monat“ gemeinsam mit ihren Kindern lasen. Die Testergebnisse wichen um durchschnittlich 25 Bewertungspunkte ab – ein beträchtlicher Vorsprung, der mehr als einem halben Schuljahr entspricht. In Deutschland, das zu den 14 untersuchten Ländern gehörte, betrug der Unterschied sogar 50 Bewertungspunkte.

Die Ergebnisse der Analysen widersprechen darüber hinaus der landläufigen Meinung, dass bessere Schulleistungen vom sozio-ökonomischen Hintergrund der Familie abhängen. Ein Großteil der höheren Lesekompetenz, durchschnittlich 14 Bewertungspunkte (Deutschland: 29), bleibt nämlich auch dann erhalten, wenn Faktoren wie Bildungsstand und Haushaltseinkommen der Eltern berücksichtigt werden.

Die OECD sieht diese Ergebnisse als ermutigendes Signal an Eltern, die sich vielleicht Sorgen um ihre Fähigkeiten machen, ihre Kinder in der Schule ausreichend zu unterstützen. Einfache Schritte, wie eben regelmäßiges Vorlesen in jungen Jahren und Gespräche mit den Kindern, können Schulleistungen erheblich steigern. Und dazu bedarf es wahrlich keines Doktorhuts.

Die OECD-Mitteilung im Wortlaut (auf Englisch): http://oecdeducationtoday.blogspot.com/

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